Folge 9
Arbeit und Urlaub: auch digitale Nomaden brauchen eine Auszeit!
von | Juli 1, 2020 | Podcast | 0 Kommentare

Machen digitale Nomaden Urlaub und wenn ja, wie? Brauchen digitale Nomaden überhaupt Urlaub? Ist nicht unser ganzes Leben ein reiner Urlaub?
In der heutigen Folge des Podcasts widmen wir uns dem Thema Urlaub bei digitalen Nomaden. Wir reden darüber, warum das Thema für digitale Nomaden so eine besondere Herausforderung darstellt und warum es dennoch oder vielleicht sogar gerade deshalb so wichtig ist, auch als digitale Nomaden regelmäßig Urlaub zu machen. Wir geben Tipps und Einblicke in unsere eigenen Versuche regelmäßig Pausen zu machen und Abzuschalten, vom offline Sonntag bis zum Schweigeretreat und beantworten natürlich auch die Frage, wie viel Urlaub wirklich in so einem Heimaturlaub drin steckt.
Transkript der 9. Folge
00:00:02
Carolin: Mit Psychologie und Laptop
00:00:06
Sonia: um die Welt. Ein Podcast von und mit Sonia und
00:00:09
Carolin: Carolin. Zusammen haben wir einige Titel zu bieten.
00:00:13
beide: Diplom-Psychologin
00:00:14
Sonia: Psychologische Psychotherapeutin
00:00:16
Carolin: Buddhistische Therapeutin und Autorin.
00:00:19
Sonia: Ach ja und einen Doktortitel hab ich auch noch.
00:00:22
Carolin: Als digitale Nomadinnen beraten wir unsere Klienten statt ganz klassisch in einer Praxis über die weiten Welten des Internets
00:00:30
Sonia: Und erkunden dabei seit vielen Jahren unsere wunderbare Welt. Immer mit dabei unser Laptop
00:00:35
Carolin: Und natürlich die Psychologie.
00:00:42
Carolin: Brauchst du überhaupt Urlaub? Du bist doch den ganzen Tag im Urlaub, oder?
00:00:46
Sonia: Schön wärs ja. Oder wie mich kürzlich ein Klient fragte: Was machen Sie eigentlich? Wohin fliegen Sie denn eigentlich in Urlaub? Und ich so na ich fliege nirgendwo hin. Ich nehm einfach mal frei und erkunde den Ort, an dem ich gerade schon bin. Ich muss ja nicht extra in Urlaub fliegen, denn ich bin ja schon an einem schönen Ort. Und in dem Fall habe ich dann einen Roadtrip in Neuseeland zwischen zwei Städten gemacht, habe mir ein Auto gemietet und für eine Woche im Campervan mit einer Freundin Neuseeland erkundet. Aber da merkt man dann erst mal, wie sehr dieses Thema natürlich bei digitalen Nomaden doch vielleicht auch ein bisschen anders ist als bei anderen Menschen. Denn wir sind viel unterwegs. Wir sind schon an paradiesischen Urlaubsorten ganz oft im Alltag, und gleichzeitig sind wir halt doch nicht im Urlaub, sondern arbeiten eigentlich die ganze Zeit, oder Carolin?
00:01:34
Carolin: Wie sagt man immer so schön dadurch, dass viele digitale Nomaden natürlich auch selbstständig sind und wer selbstständig ist der arbeitet, selbst und ständig. Und das trifft natürlich auch auf viele digitale Nomaden zu. Und es gibt natürlich auch welche, die arbeiten im Angestelltenverhältnis und haben möglicherweise auch geregelte Arbeitszeiten. Bei dir und mir in der psychologischen Beratung ist es ja schon so, dass wir manchmal eher vormittags arbeiten, manchmal nachmittags. Dann gibt es Tage, wo wir vormittags und nachmittags arbeiten. Aber häufig ist es doch so, dass der Tag mit der Arbeit beginnt und häufig auch wieder damit endet, die Mails noch einmal zu checken und noch zu gucken. Und deswegen ist unser Alltag schon relativ arbeitslastig und ich finde es manchmal gar nicht so leicht, die Grenze zu ziehen. Und natürlich brauchen wir deshalb auch Urlaub, weil es spielt eigentlich gar keine Rolle, ob man in einem Büro sitzt und arbeitet oder wie die Wunschvorstellung ja schon sagt, dass wir nur am Pool sitzen und da unsere E-Mails beantworten.
00:02:31
Sonia: Arbeit is Arbeit, egal, wo man sie macht, oder? Ich glaube auch, dass es wirklich ein ganz wichtiges Thema ist, gerade für digitale Nomaden. Ich habe zum Beispiel letztes Jahr mir den kompletten Dezember Urlaub genommen. Ich mache es dieses Jahr wieder, das ich über Weihnachten vier, fünf Wochen Urlaub mache. Und die Reaktionen, die ich da bei meinen digitalen Nomaden Freunden so bekomme, dafür, dass ich mal einen ganzen Monat nicht arbeite und vielleicht auch nicht so erreichbar bin. Die waren doch schon recht erschreckend, muss ich sagen.
00:03:00
Carolin: Ich mache das auch so wie du Ich nehme mir häufig einen Monat am Stück Urlaub, einfach um wirklich abzuschalten und manchmal dann noch zwischendurch so eine Woche, und das ist für mich persönlich unglaublich wichtig. Und ich merke auch immer, wie komisch das wirklich auch ist wenn Freunde von zu Hause zu Besuch kommen. Ich hatte mal fünf Monate, die ich in Sri Lanka verbracht habe, oder auf Sri Lanka. Und ich hatte mehrere Freunde zu Besuch, und die kamen auch soo immer einer hat den nächsten wieder abgelöst, und jeder war in Urlaubsstimmung. Und die waren dann auch ganz überrascht, dass ich nicht die ganze Zeit mit denen am Strand war oder nicht die ganze Zeit irgendwie Exkursionen mit ihnen gemacht habe, weil halt wirklich Arbeit immer auch ein Teil meines täglichen Ablaufes ist und ich dementsprechend natürlich auch Urlaub brauche.
00:03:46
Sonia: Ich mache das genau aus dem Grund tatsächlich so, dass, wenn ich Besuch bekomme, ich dann wirklich versuche, in der Zeit deutlich weniger zu arbeiten als sonst, damit ich in den Urlaub oder die Zeit gemeinsam auch gut nutzen kann. Letztes Jahr war zum Beispiel mein Bruder mal für ein Monat mit dabei, und wir haben uns Malaysia angeschaut und sind ganz viel herumgereist. Sind auch viel schneller gereist, als ich das sonst machen würde, weil der natürlich mehr sehen wollte. Und da hab ich dann aber auch darauf geachtet, wirklich so wenig wie möglich zu arbeiten. Und eine Woche hab ich mir auch komplett frei genommen und richtig Urlaub gemacht, damit ich auch ganz ohne Internet und ohne E-Mails und ohne Social Media einfach wirklich nur Urlaub mit meinem Bruder machen konnte.
00:04:20
Carolin: Ja, weil man sonst wirklich die ganze Zeit dabei ist im Kopf schon so Sachen zu planen. Und vielleicht kennt das auch viele Leute, die so allgemein mal in den Urlaub fahren. Man braucht halt immer auch erst ein paar Tage, um wirklich runter zu kommen. Ob das eben diese Entwöhnungsphase vom Telefon ist oder vom Internet oder einfach auch nur zur Ruhe zu kommen weil ich sage immer gern zu meinen Klienten in der psychologischen Beratung, dass Kopf und Geist eins sind sowie die Haltung von meinem Kopf ist so ist auch meine Körperhaltung, wenn ich z.B. traurig bin und an mir Zweifel oder irgendwie die Welt gerade so grau und triste in meinem Kopf erscheint, dann zieht mein Körper nach, dann hängt meine Schultern runter und die ganze. Der ganze Körper hat keine Spannung, und so ist es halt auch mit dem Urlaub. Das heißt, wenn mein Kopf die ganze Zeit noch am Rattern ist und ich ständig irgendwelche Projekte oder Checklisten im Kopf hab, kommt mein Körper eben auch gar nicht dazu, sich zu entspannen, weil er die ganze Zeit angespannt ist. Und das dauert halt auch eine ganze Weile, da erst mal runterzukommen und anzukommen im eigenen Urlaub. Deswegen macht es eben auch gar keinen Sinn zu sagen, dass digitale Nomaden keinen Urlaub brauchen, weil sie ja sowieso schon in Strandnähe sind oder an irgendeinem schönen Ort. Es braucht eben auch wirklich Zeit, im Urlaub anzukommen.
00:05:37
Sonia: Ganz im Gegenteil Digitale Nomaden brauchen erst recht Urlaub, und ich glaube, viele haben das nicht gut genug eingebaut in ihr System. Und ich sage immer wenn das Business nicht auch mal ein paar Wochen ohne einen klarkommen kann, dann stimmt da einfach was nicht. Und natürlich kann es sein, gerade in der Anfangsphase. Wenn man neu anfängt, sich etwas aufzubauen, dann ist es natürlich auch schwerer, Urlaub zu nehmen. Aber man kann ja auch mit dem Wochenende schon mal anfangen. Ich kenne ganz wenige digitale Nomaden, die wirklich konsequent zwei Tage die Woche nicht ihre E-Mails lesen oder zum Beispiel wirklich das Handy nicht mit ins Bett nehmen. Und das sind Sachen, die finde ich als digitaler Nomade manchmal noch ein bisschen schwieriger sind als für andere Menschen. Weil durch diese Zeitunterschiede, ist es eben manchmal so, dass diese Randzeiten, kurz bevor ich ins Bett gehe oder kurz nachdem ich aufstehe die einzigen Zeiten sind, wo ich mit Freunden und Familie kommunizieren kann, wenn ich am anderen Ende der Welt bin. Als ich in Neuseeland war, waren es elf und dann nach Zeitumstellung Winterzeit, dann zwölf Stunden Zeitunterschied zu Deutschland. Da ist natürlich das Zeitfenster, das man gemeinsam hat, um irgendwas zu planen oder mal zu telefonieren, sehr klein. Und gleichzeitig ist es wirklich unglaublich wichtig, dass man wirklich solche Zeiten für sich hat. Am besten morgens abends, wirklich auch für die Schlafhygiene ist das ja ein Riesenthema, was in unserer Online-Beratung immer wieder vorkommt, aber auch so etwas wie am Wochenende. Wie machst du das denn? Nimmst du wirklich einen Tag, mal oder auch mal zwei Tage wo du komplett weg bist von der Arbeit?
00:07:01
Carolin: Ich übertreibe sogar. Ich nehme drei Tage. Es kommt natürlich immer auf die Woche drauf an, aber ich mache das schon. Ich hab ein geregeltes Wochenende bei mir, ich arbeite zum Teil auch am Wochenende. Das mache ich auch gerne, um meinen Klienten so ein bisschen entgegenzukommen, weil viele sitzen halt auch in Deutschland. Und wenn sie dann halt noch von der Arbeit nach Hause hetzen müssen, um dann abends mit mir zu sprechen, das finde ich immer nicht so schön. Deswegen arbeite ich auch am Wochenende und Montag, Dienstag ist mein Wochenende ganz fix, und da lasse ich auch gar nicht mit mir diskutieren und da versuche ich auch gar keine anderen Sachen zu machen. Aber es gibt von diesen drei Tagen, wo ich halt wirklich keine Klientengespräche habe, auch einen Tag, wo ich sagen Okay, hier mache ich Sachen, zu denen ich sonst einfach nicht so komme. Da bin ich doch schon recht rigoros. Und was du vorhin auch gesagt hast, fand ich ganz interessant. Dass du so gesagt hast es gibt so Randzeiten, da kann man halt nur mit Familie und Freunden reden oder auch mit Kunden zum Beispiel, wenn man digitaler Nomade ist und das halt mit der Arbeit verbindet. Aber der Tag hat ja trotzdem 24 Stunden und ich kann auch eben auch sagen okay. Morgens zum Beispiel, wenn ich aufstehe, anstatt sofort meine E-Mails zu checken, lege ich, lese ich erst mal ein Buch, eine halbe Stunde oder Ich geh halt mal raus und mach einen Spaziergang, oder oder oder Ich mach’s halt am Nachmittag. Also irgendwo diese kleinen Inseln der Ruhe und der Entspannung für einen selbst auch wieder einzubauen. Ansonsten verfällt man da halt wirklich nur in die Arbeit. Und das ist langfristig ja nicht gut, sehen wir immer wieder.
00:08:28
Sonia: Ich habe selber irgendwann mal vor einem Jahr oder so oder schon etwas länger ein ganz spannendes Selbstexperiment gestartet, wo ich mir angewöhnt habe, sonntags komplett offline zu sein. Ich muss zugeben, es hat die letzten Wochen jetzt wieder nicht ganz so geklappt, aber bald bestimmt wieder. Aber was ich gemacht habe, ist, dass ich von Samstagabend, wenn ich ins Bett gehe, bis Montag früh, wenn ich, nachdem ich aufstehe, oder nach dem Frühstück war mein Handy aus, das Internet war aus. Ich habe wirklich auch nicht den Laptop aufgemacht, und das war so spannend zu beobachten, wie schwer mir das am Anfang gefallen ist. An wie vielen Stellen ich automatisch zum Handy greifen wollte. Und ehrlich gesagt wenn man unterwegs ist, dann sind es ja auch so Sachen wie Ich musste mir dann zum Beispiel die Google Maps offline herunterladen, damit ich trotzdem noch den Weg finde. Oder ich musste Screenshots machen und dann darauf zugreifen. Und dann aber auch der Versuchung widerstehen, dann mal schnell doch noch zu checken, ob nicht irgendjemand was mir geschrieben hat oder so. Ich war, damit ich noch grundsätzlich erreichbar bin, telefonisch theoretisch hätte man mich erreichen können für Notfälle. Aber alles andere war ausgeschaltet, und ich habe relativ schnell gemerkt, dass erstens so überhaupt nichts passiert wenn man mal einen Tag nicht da ist, das die allermeisten Menschen es auch gar nicht mitbekommen und einen gar nicht groß vermissen. Und irgendwann wurde das richtig, ein richtig schönes Erlebnis. Und ich habe dann aber auch so etwas ganz Komisches festgestellt, dass ich nämlich plötzlich am Sonntag gefühlt so viel mehr Zeit hatte als an allen anderen Tagen. Und ich hab mich dann ein paar Mal dabei erwischt, dass ich während der Woche gedacht habe Ach, das mache ich dann am Sonntag, da hab ich ja so viel Zeit, während ich eigentlich natürlich das hätte auch genausogut an einem anderen Tag machen können. Aber da waren halt diese ganzen Verlockungen von Social Media oder Serien gucken oder das Internet oder Freunde oder was auch immer. Und ich kann das wirklich jedem nur sehr, sehr, sehr ans Herz legen, das mal auszuprobieren. So eine Digital Detox oder wie auch immer man das nennen möchte und mal einfach einen kompletten Tag abzuschalten. Denn wenn wir ehrlich sind, wenn wir zum Beispiel in einem Flugzeug sitzen, gerade als digitaler Nomade, tun wir das ja auch häufiger und es hoffentlich kein WLAN hat. Dann schaffen wir es ja auch mal zehn Stunden oder zwölf Stunden am Stück nicht online zu sein. Und die Welt geht auch nicht unter. Und eigentlich könnten wir das genauso auch für uns ganz bewusst zu Hause, wo auch immer wir gerade sind aktiv praktizieren
00:10:48
Carolin: Im Kleinen immer mal wieder. Wenn jemand ich geh unglaublich gerne auch mal in so ein Retreat tatsächlich auch wirklich in diesen buddhistisch fokussierten. Und da verbringe ich dann manchmal zehn Tage im Kloster oder Semikloster. Und meistens ist es auch so, dass diese Retreats im Schweigen stattfinden. Das finde ich immer unglaublich spannend. Also geht nicht nur tatsächlich um kein Internet haben und keine Medien oder sowas, sondern auch tatsächlich darum, einfach mal wirklich komplett bei sich anzukommen. Und ich glaube, das ist ja eigentlich auch das, worum es im Urlaub geht. Klar, auch um Abschalten und schöne Sachen sehen und sowas aber einfach wirklich mal bei sich ankommen. Und ich war z.B. letztes Jahr zehn Tage in Bodhgaya, das ist eine Ort in Indien, und da waren es zehn Tage wirklich Schweigen, und es fällt einem zu Anfang so schwer, und man will sich unbedingt mitteilen. Und man bemerkt dann halt auch häufig, was man den Leuten sagen will Oh schau mal, der Mond oder kann ich mal noch die Soße haben? Und man kann es aber doch anders auch mitteilen, obwohl da es auch sehr streng ist. Das heißt auch gar keine nonverbale Kommunikation. Das heißt, ich soll mich vollkommen auf mich konzentrieren, und ich finde, da lernt man auch unglaublich viel über sich selbst, wenn man hinterfragt. Denn warum will ich das denn jetzt überhaupt sagen? Und am Ende geht es mir dann immer so, dass, wenn ich aus so einem Retreat rauskomme, fühle ich mich vollkommen aufgeladen. Ich finde, es ist etwas, was mir unglaublich viel Energie gibt. Und gleichzeitig bemerke ich aber auch, wie viele unnütze Sachen ich zum Teil mache. Und ich glaube, das ist auch so ein bisschen der Vorteil von deinem offline Sonntag, weil klar ist es einfach mal so ein Digital Detox zu machen. Aber eigentlich ist es auch wirklich nur von Nutzen, wenn man mal beginnt, Dinge im Alltag zu verändern. Es bringt nämlich nicht unbedingt was, wenn man ein Offline Sonntag macht oder Digital Detox oder Retreat, was auch immer und dann am Ende doch genauso weitermacht wie vorher. Es bringt nichts, sich in eine Blase zurückzuziehen um dann genau wieder in das Alte zurückzugehen. Es ist, als ob ich einen Fisch aus dem dreckigen Wasser nehme, ihn wunderbar sauber mache und eine Weile in einem ganz sauberen Aquarium rum schwimmen lasse. Und danach nehme ich ihn wieder raus und pack ihn wieder in das dreckige Abwassers. Das ist genau das Gleiche. Das heißt, wir müssen gucken, dass wir neue Routinen aufbauen, die uns dabei helfen, tatsächlich was für uns zu tun, um bisschen Urlaubsgefühl, ein bisschen mehr Entspannung in den Alltag zu bringen.
00:13:13
Sonia: Ja, ich glaube, wir brauchen einfach wirklich beides. Wir brauchen den richtigen Urlaub, und wir brauchen im Alltag mehr Zeiten, wo wir abschalten, wo wir uns mal von der vom Internet, von der Technik ein bisschen fernhalten. Und das ist etwas, was gerade digitalen Nomaden oft so schwerfällt, weil es eben so eine enge Verknüpfung gibt zwischen Arbeit und Privatleben. Ich erlebe das zum Beispiel bei Social Media total. Ich nutze Social Media auch beruflich, und ich kann mich noch sehr gut an die Zeiten erinnern wo, wenn ich Facebook geöffnet habe, was damals vielleicht ein oder zweimal die Woche war, da habe ich nur die Urlaubsfotos von meinen Freunden gesehen und vielleicht noch ein paar nette, lustige Sachen. Und jetzt ist das alles komplett auch mit dem Beruflichen verbunden. Ich bin in verschiedenen Gruppen drin. Bei Instagram verknüpfe ich mich ganz viel, verbinde ich mich ganz viel mit Kollegen und finde es auch total bereichernd und toll. Aber das heißt für mich zum Beispiel auch, dass, wenn ich Urlaub mache, dann muss ich auch Social-Media Urlaub machen, denn sonst ist es kein wirklicher Urlaub. Und das ist etwas, was ich bei ganz vielen digitalen Nomaden erlebe dass man eben wirklich durch diese Verschmelzung von Privat und Arbeit und auch die mangelnde räumliche Trennung zwischen Arbeit und Privatleben dass es besonders schwer fällt, wirklich abzuschalten und auch mal rauszukommen aus dem Ganzen. Ich höre dann häufig den Einwand von Aber ich mache es ja gerne. Mir macht die Arbeit ja Spaß. Ich habe ja mein Traumbusiness gefunden, und ich verwirkliche mich hier, und es ist alles ganz toll. Und ich hoffe und wünsche jedem, dass er seine Arbeit mag. Aber es bleibt halt trotzdem Arbeit.
00:14:42
Carolin: Und das ist natürlich dieser Traum, den digitalen Nomaden gerne versuchen zu verkaufen oder auch so ein bisschen diese Illusion von diesem Traum. Da wird das Leben tatsächlich zum Urlaub. Also ich arbeite zwar hart, mein eigenes Business, aber ich sitze hier in Thailand am Strand, und es fällt mir alles so leicht. Und ihr Looser ihr sitzt immer noch in eurem Nine to Five Job. Es hat einfach überhaupt nichts mit der Realität zu tun. Es ist halt trotzdem immer noch sehr anstrengend. Und genau wie jeder andere in seinem normalen Job ist es eben gerade wirklich sehr schwer und manchmal vielleicht wirklich noch schwerer. Und deswegen ist der Ausgleich so wichtig. Und ich habe gerade eben, als du gesagt hast, mit dieser Verschmelzung man müsste fast wieder zwei Telefone haben so ein privates Handy und ein Berufliches einfach, um es wirklich gut zu trennen. Wir haben gestern auch schon privat darüber gesprochen, was man tun kann, um vom Telefon besser wegzukommen. Vielleicht unterschiedliche Apps für private und berufliche E-Mails oder das ganze Telefon auf schwarz weiß stellen, damit man nicht mehr ganz so davon geleitet wird. Ich glaube, das Wichtige ist aber auch, dass man einfach versucht, ein bisschen mehr zurück ins reale Leben zu kommen, in Anführungszeichen. Alles, was am Computer, alles, was am Laptop stattfindet, hat nicht ganz so viel mit der wirklichen Welt zu tun. Im Sinne von der Welt, die ich anfassen kann, die ich riechen kann, die ich sehen kann, die auch einen Einfluss auf mich hat im körperlichen Sinne und wir digitalen Nomaden arbeiten natürlich auch unglaublich viel mit dem Kopf. Das heißt, wir planen, wir versuchen irgendwie, unsere Arbeit zu strukturieren. Wir versuchen, Kunden zu gewinnen, Kunden zu halten. Es ist unglaublich viel Arbeit, auch so, dass wir viele Sachen gleichzeitig machen, vor allen Dingen, wenn wir noch am Aufbau des Business sind. Viele digitale Nomaden neigen auch dazu, nicht unbedingt zu Anfang outzusourcen, also sich Unterstützung zu suchen im Sinne von Assistenten oder Steuerberater. Wir machen alles, und zwar nicht zur gleichen Zeit. Aber wir kümmern uns um alles, und dementsprechend sind wir unglaublich viel in unserem Kopf. Und je mehr wir unseren Kopf natürlich füttern, desto aktiver wird er auch und desto fordernder wird er. Ich sage häufig auch meinen Klienten, die sehr viel mit dem Kopf arbeiten, dass sie sich nicht noch Hobbys suchen sollen, wo sie auch noch mal mit dem Kopf arbeiten wie Kreuzworträtsel oder Lesen oder Nachrichten schauen oder was weiß ich, sondern wirklich mal zu schauen, zurück in den Körper zu kommen. Malen, mit Knete zu arbeiten. Was weiß ich, Joggen und Wandern zu gehen, einfach mal was anderes vom eigenen Ich anzusprechen, um wirklich im Kopf mal abzuschalten, weil da beginnt ja der Stress.
00:17:19
Sonia: Und sich vielleicht auch selber nicht ganz so wichtig nehmen. Ich habe oft bei den digitalen Nomaden das Gefühl und auch. Wahrscheinlich sogar bei fast allen meiner Klienten, bei denen das so ein Thema ist, dass immer dieses Gefühl ist. Ich muss meine E-Mails aber ständig lesen, weil es könnte ja etwas Wichtiges passieren, und ich glaube, manchmal wäre es ganz hilfreich, wenn wir uns ein bisschen weniger wichtig nehmen würden. Weil, ganz ehrlich die allermeisten Menschen können auch 48 Stunden warten, bevor sie eine Antwort von uns bekommen. In den meisten Jobs ist es überhaupt nicht notwendig, dass man mitten in der Nacht auf eine E-Mail antwortet. Schlimmer finde ich sogar noch, dass viele Klienten sagen dann ja, natürlich antworte ich nachts nicht auf die E-Mail, aber ich lese sie schon mal, weil es könnte ja etwas Wichtiges sein. Und dann ist ja wirklich die Frage Ist das wirklich hilfreich? Und ist das wirklich sinnvoll, eine E-Mail zu lesen, die einen dann möglicherweise beschäftigt, dann vielleicht auch noch den Schlaf raubt? Wenn man eigentlich nicht vorhat, darauf zu antworten. Und da wirklich gute Routinen Wir haben ja auch schon in einer anderen Folge über Routinen im Einzelnen auch schon gesprochen und warum Routinen so wichtig sind für digitale Nomaden. Aber da eben auch wirklich Zeiten zu finden, wo man nicht arbeitet und wo man wirklich auch mal Urlaub macht Wochenende macht Feierabend, macht so das ganz Klassische eigentlich ist gerade für digitale Nomaden unglaublich wichtig.
00:18:34
Carolin: Vor allen Dingen, weil wir manchmal auch vergessen, dass Arbeit zwar ein wichtiger Teil von unserem Leben ist, nicht wahr? Und einer den wir sehr genießen, wo wir vielleicht auch Erfüllung finden, wo wir uns vielleicht auch drüber definieren. Aber es ist eben auch nur ein Teil unseres Lebens und bestimmt auch kein Teil, der 80 Prozent ausmacht. Spannend finde ich auch immer digitale Nomaden, die nach Hause kommen, in die Heimat und Familie oder Freunde besuchen. Und eben das ist doch auch eigentlich gar kein Urlaub, oder Sonia bist du entspannt, wenn du nach Hause fährst?
00:19:05
Sonia: Entspannt bin ich vielleicht schon, aber ich würde es trotzdem nicht als Urlaub bezeichnen. Ich freue mich, meine Verwandten und Freunde zu sehen und vielleicht alte Orte aufzusuchen, die ich gut kenne und so. Aber ich glaube, jeder, der mal irgendwie eine Woche mit der Familie verbringt oder auch mehrere, vielleicht auch über die Feiertage oder so. Der weiß so ganz Urlaub ist es dann vielleicht doch nicht
00:19:22
Carolin: Ja, wenn man tatsächlich auch unglaublich viel planen muss, unglaublich viel vorbereiten muss. Wenn man selbst im Urlaub ist, geht es doch eigentlich darum, die Seele baumeln zu lassen und eben sich über nicht so viele Sachen Gedanken zu machen, während wenn man nach Hause kommt. Dann will man versuchen, so viele Personen wie möglich zu sehen. Der Tag ist auch da relativ gut durchgeplant, und demzufolge hast du schon recht. Man ist vielleicht entspannt, aber entspannend ist es in dem Moment vielleicht auch nicht unbedingt.
00:19:50
Sonia: Das stimmt, und ich habe oft den Eindruck, dass wir tatsächlich durch unsere Arbeit und durch unsere Ausbildung da vielleicht sogar einen kleinen Vorteil haben gegenüber vielen anderen digitalen Nomaden. Also ich weiß zum Beispiel Ich kann einfach nicht mitten in der Nacht Gespräche führen mit meinen Klienten. Ich muss ausgeschlafen sein, ich muss eine bestimmte Anzahl von Stunden schlafen. Ich muss mir zwischendurch Pausen gönnen. Und ich habe natürlich auch in meiner Psychotherapeutenausbildung natürlich ganz viel gelernt, wie man abschaltet und wie man damit umgeht, dass man den ganzen Tag sich die Probleme der anderen anhört und dass man im Zwischenmenschlichen Kontakt ist. Ich hatte vor kurzem wieder ein Gespräch mit einer digitalen Nomaden, die gemeint hat Oh mein Gott, du sprichst jede Woche mit 15 Menschen, vielleicht auch noch 20, wenn ich meine Gruppengespräche mit Kollegen dazu füge. Ich habe ganz oft 20 Stunden die Woche, in denen ich im Gespräch bin, virtuell mit verschiedenen Menschen. Und das ist natürlich unglaublich kräftezehrend. Und ich glaube aber, dass wir als Psychologen da vielleicht einen Vorteil haben gegenüber anderen digitalen Nomaden, weil uns das so bewusst ist, weil wir das so gelernt haben und weil wir da vielleicht ein bisschen mehr auf die Psychohygiene auch achten müssen, damit wir unsere Arbeit überhaupt gut machen können. Und bei vielen digitalen Nomaden, die vielleicht nur vor dem Computer arbeiten, ohne menschliche Interaktion, da habe ich oft den Eindruck, dass es denen viel schwerer fällt. Und gleichzeitig, wenn ich mir dann mal genauer angucke mit denen zusammen zum Beispiel Wie viel arbeiten Sie denn wirklich, wenn Sie mal anfangen, Ihre Zeit zu tracken, zum Beispiel, und zu messen Wie viel Minuten machst du eigentlich hier? Und wie viel Minuten machst du dort? Da gibt’s so schöne Apps, und sowas, die man dann nutzen kann, können wir auch noch welche verlinken hier in den Shownotes. Aber also das macht einen totalen Unterschied, weil ganz oft ist es so Man hat das Gefühl, man hat 15 Stunden gearbeitet. Aber wirklich konzentriert hat man davon vielleicht doch nur fünf, sechs Stunden gearbeitet. Das heißt da, sich bewusster zu werden über sein eigenes Verhalten, seine eigenen Routinen, seine Abläufe, was die Arbeit und auch was die Freizeit angeht und ganz gezielt und bewusst da mehr Freizeit zu gestalten. Ich war letztes Jahr auf einer Konferenz für digitale Nomaden, da war einer der beliebtesten Vorträge. Der hieß so was wie Du brauchst kein weiteres Nebenbusiness, sondern du brauchst ein neues Hobby, das vier Stunden Hobby pro Woche im Sinne der vier Stunden Arbeitswoche. Und da haben so viele so positiv darauf reagiert, weil tatsächlich die allermeisten digitalen Nomaden kaum Hobbys haben.
00:22:13
Carolin: Es ist so interessant, weil wir so viel den Leuten in der psychologischen Beratung ganz häufig auch wirklich Entspannungstechniken zu machen. Du hast gerade schon die Shownotes erwähnt. Vielleicht kann man da auch ein bisschen was rein packen. Einfach wirklich mal abzuschalten. Weil wieviel schafft man wirklichwenn die Batterie nur halb voll ist. Man schafft einfach auch gar nicht das, was man sich vornimmt. Und ich glaube, du hast da schon recht. Wir haben den digitalen Nomaden da bestimmt auch ein bisschen was voraus. Und was viele glaub ich häufig vergessen, ist, klar gibt es so eine Diskrepanz. Es gibt einen Druck, Geld zu verdienen. Es gibt einen Druck, vielleicht auch erfolgreich zu sein, gerade weil dieser Traum, dieses super schöne Leben, was einem so suggeriert wird, vielleicht erdrückend ist. Die Anforderungen sind nicht unbedingt hoch, aber die Erwartungen sind vielleicht sehr hoch deswegen. Klar muss man arbeiten, und jeder möchte Geld oder braucht Geld, um diesen Lebensstil zu vollführen. Aber man darf halt auch immer nicht vergessen, warum wir das machen. Wir machen das ja gerade aus dem Grunde, dass wir flexibler sind, dass wir mehr Zeit haben für Sachen. Dass wir unser Leben vielleicht auch vielleicht ein bisschen erfüllend erleben können als jemand, der es im Büro macht, dass wir da wirklich neue Erfahrungen haben können. Und wenn wir das dann über die Arbeit vergessen, weil wir ständig am Laptop hängen und ständig jede E-Mail sofort checken, dann finde ich das schade, weil wir irgendwie glaube ich so ein bisschen den Fokus verloren haben, worum es eigentlich geht. Es geht nämlich darum, nicht mehr Arbeit ins Leben zu bringen, sondern eigentlich ein bisschen mehr Leben ins Leben. Und da gehören Hobbys natürlich auch ganz klar dazu.
00:23:43
Sonia: Und Urlaub.
00:23:43
Carolin: und Urlaub.
00:23:45
Sonia: In diesem Sinne Das war’s für heute. Wir freuen uns auf eure Kommentare und Rückmeldungen. Hat euch irgendwas überrascht? Habt ihr das so erwartet? Glaubt ihr, dass digitale Nomaden mehr oder weniger Urlaub machen sollten?
00:23:57
Carolin: Ja, lasst uns hören, was ihr für Hobbys habt, wie ihr Urlaub macht, wie ihr abschaltet. Vielleicht macht ihr auch mal digital Detox, und ihr berichtet uns, wie es euch damit ergangen ist.
00:24:13
Sonia: 00:00:03
Sonia: Psychologie und Laptop, ein Podcast von und mit Sonja zusammen haben wir einige Titel zu bieten. Diplompsychologin, psychologische Psychotherapeuten, buddhistische Therapeutin und Autorin. Ach ja, und einen Doktortitel hab ich auch noch. Als digitale Nomaden hatten wir unsere Stadt ganz klassisch in einer Praxis über die Weiten werden, konnten dabei seit vielen Jahren unsere wunderbare Welt immer mit dabei sein. Und natürlich die Psychologie.
00:00:42
Carolin: Brauchst du überhaupt Urlaub? Du bist doch den ganzen Tag im Urlaub, oder?
00:00:46
Sonia: Schön wärs ja. Oder wie mich kürzlich ein Klient fragte: Was machen Sie eigentlich? Wohin fliegen Sie denn eigentlich in Urlaub? Und ich so na ich fliege nirgendwo hin. Ich nehm einfach mal frei und erkunde den Ort, an dem ich gerade schon bin. Ich muss ja nicht extra in Urlaub fliegen, denn ich bin ja schon an einem schönen Ort. Und in dem Fall habe ich dann einen Roadtrip in Neuseeland zwischen zwei Städten gemacht, habe mir ein Auto gemietet und für eine Woche im Campervan mit einer Freundin Neuseeland erkundet. Aber da merkt man dann erst mal, wie sehr dieses Thema natürlich bei digitalen Nomaden doch vielleicht auch ein bisschen anders ist als bei anderen Menschen. Denn wir sind viel unterwegs. Wir sind schon an paradiesischen Urlaubsorten ganz oft im Alltag, und gleichzeitig sind wir halt doch nicht im Urlaub, sondern arbeiten eigentlich die ganze Zeit, oder Carolin?
00:01:34
Carolin: Wie sagt man immer so schön dadurch, dass viele digitale Nomaden natürlich auch selbstständig sind und wer selbstständig ist der arbeitet, selbst und ständig. Und das trifft natürlich auch auf viele digitale Nomaden zu. Und es gibt natürlich auch welche, die arbeiten im Angestelltenverhältnis und haben möglicherweise auch geregelte Arbeitszeiten. Bei dir und mir in der psychologischen Beratung ist es ja schon so, dass wir manchmal eher vormittags arbeiten, manchmal nachmittags. Dann gibt es Tage, wo wir vormittags und nachmittags arbeiten. Aber häufig ist es doch so, dass der Tag mit der Arbeit beginnt und häufig auch wieder damit endet, die Mails noch einmal zu checken und noch zu gucken. Und deswegen ist unser Alltag schon relativ arbeitslastig und ich finde es manchmal gar nicht so leicht, die Grenze zu ziehen. Und natürlich brauchen wir deshalb auch Urlaub, weil es spielt eigentlich gar keine Rolle, ob man in einem Büro sitzt und arbeitet oder wie die Wunschvorstellung ja schon sagt, dass wir nur am Pool sitzen und da unsere E-Mails beantworten.
00:02:31
Sonia: Arbeit is Arbeit, egal, wo man sie macht, oder? Ich glaube auch, dass es wirklich ein ganz wichtiges Thema ist, gerade für digitale Nomaden. Ich habe zum Beispiel letztes Jahr mir den kompletten Dezember Urlaub genommen. Ich mache es dieses Jahr wieder, das ich über Weihnachten vier, fünf Wochen Urlaub mache. Und die Reaktionen, die ich da bei meinen digitalen Nomaden Freunden so bekomme, dafür, dass ich mal einen ganzen Monat nicht arbeite und vielleicht auch nicht so erreichbar bin. Die waren doch schon recht erschreckend, muss ich sagen.
00:03:00
Carolin: Ich mache das auch so wie du Ich nehme mir häufig einen Monat am Stück Urlaub, einfach um wirklich abzuschalten und manchmal dann noch zwischendurch so eine Woche, und das ist für mich persönlich unglaublich wichtig. Und ich merke auch immer, wie komisch das wirklich auch ist wenn Freunde von zu Hause zu Besuch kommen. Ich hatte mal fünf Monate, die ich in Sri Lanka verbracht habe, oder auf Sri Lanka. Und ich hatte mehrere Freunde zu Besuch, und die kamen auch soo immer einer hat den nächsten wieder abgelöst, und jeder war in Urlaubsstimmung. Und die waren dann auch ganz überrascht, dass ich nicht die ganze Zeit mit denen am Strand war oder nicht die ganze Zeit irgendwie Exkursionen mit ihnen gemacht habe, weil halt wirklich Arbeit immer auch ein Teil meines täglichen Ablaufes ist und ich dementsprechend natürlich auch Urlaub brauche.
00:03:46
Sonia: Ich mache das genau aus dem Grund tatsächlich so, dass, wenn ich Besuch bekomme, ich dann wirklich versuche, in der Zeit deutlich weniger zu arbeiten als sonst, damit ich in den Urlaub oder die Zeit gemeinsam auch gut nutzen kann. Letztes Jahr war zum Beispiel mein Bruder mal für ein Monat mit dabei, und wir haben uns Malaysia angeschaut und sind ganz viel herumgereist. Sind auch viel schneller gereist, als ich das sonst machen würde, weil der natürlich mehr sehen wollte. Und da hab ich dann aber auch darauf geachtet, wirklich so wenig wie möglich zu arbeiten. Und eine Woche hab ich mir auch komplett frei genommen und richtig Urlaub gemacht, damit ich auch ganz ohne Internet und ohne E-Mails und ohne Social Media einfach wirklich nur Urlaub mit meinem Bruder machen konnte.
00:04:20
Carolin: Ja, weil man sonst wirklich die ganze Zeit dabei ist im Kopf schon so Sachen zu planen. Und vielleicht kennt das auch viele Leute, die so allgemein mal in den Urlaub fahren. Man braucht halt immer auch erst ein paar Tage, um wirklich runter zu kommen. Ob das eben diese Entwöhnungsphase vom Telefon ist oder vom Internet oder einfach auch nur zur Ruhe zu kommen weil ich sage immer gern zu meinen Klienten in der psychologischen Beratung, dass Kopf und Geist eins sind sowie die Haltung von meinem Kopf ist so ist auch meine Körperhaltung, wenn ich z.B. traurig bin und an mir Zweifel oder irgendwie die Welt gerade so grau und triste in meinem Kopf erscheint, dann zieht mein Körper nach, dann hängt meine Schultern runter und die ganze. Der ganze Körper hat keine Spannung, und so ist es halt auch mit dem Urlaub. Das heißt, wenn mein Kopf die ganze Zeit noch am Rattern ist und ich ständig irgendwelche Projekte oder Checklisten im Kopf hab, kommt mein Körper eben auch gar nicht dazu, sich zu entspannen, weil er die ganze Zeit angespannt ist. Und das dauert halt auch eine ganze Weile, da erst mal runterzukommen und anzukommen im eigenen Urlaub. Deswegen macht es eben auch gar keinen Sinn zu sagen, dass digitale Nomaden keinen Urlaub brauchen, weil sie ja sowieso schon in Strandnähe sind oder an irgendeinem schönen Ort. Es braucht eben auch wirklich Zeit, im Urlaub anzukommen.
00:05:37
Sonia: Ganz im Gegenteil Digitale Nomaden brauchen erst recht Urlaub, und ich glaube, viele haben das nicht gut genug eingebaut in ihr System. Und ich sage immer wenn das Business nicht auch mal ein paar Wochen ohne einen klarkommen kann, dann stimmt da einfach was nicht. Und natürlich kann es sein, gerade in der Anfangsphase. Wenn man neu anfängt, sich etwas aufzubauen, dann ist es natürlich auch schwerer, Urlaub zu nehmen. Aber man kann ja auch mit dem Wochenende schon mal anfangen. Ich kenne ganz wenige digitale Nomaden, die wirklich konsequent zwei Tage die Woche nicht ihre E-Mails lesen oder zum Beispiel wirklich das Handy nicht mit ins Bett nehmen. Und das sind Sachen, die finde ich als digitaler Nomade manchmal noch ein bisschen schwieriger sind als für andere Menschen. Weil durch diese Zeitunterschiede, ist es eben manchmal so, dass diese Randzeiten, kurz bevor ich ins Bett gehe oder kurz nachdem ich aufstehe die einzigen Zeiten sind, wo ich mit Freunden und Familie kommunizieren kann, wenn ich am anderen Ende der Welt bin. Als ich in Neuseeland war, waren es elf und dann nach Zeitumstellung Winterzeit, dann zwölf Stunden Zeitunterschied zu Deutschland. Da ist natürlich das Zeitfenster, das man gemeinsam hat, um irgendwas zu planen oder mal zu telefonieren, sehr klein. Und gleichzeitig ist es wirklich unglaublich wichtig, dass man wirklich solche Zeiten für sich hat. Am besten morgens abends, wirklich auch für die Schlafhygiene ist das ja ein Riesenthema, was in unserer Online-Beratung immer wieder vorkommt, aber auch so etwas wie am Wochenende. Wie machst du das denn? Nimmst du wirklich einen Tag, mal oder auch mal zwei Tage wo du komplett weg bist von der Arbeit?
00:07:01
Carolin: Ich übertreibe sogar. Ich nehme drei Tage. Es kommt natürlich immer auf die Woche drauf an, aber ich mache das schon. Ich hab ein geregeltes Wochenende bei mir, ich arbeite zum Teil auch am Wochenende. Das mache ich auch gerne, um meinen Klienten so ein bisschen entgegenzukommen, weil viele sitzen halt auch in Deutschland. Und wenn sie dann halt noch von der Arbeit nach Hause hetzen müssen, um dann abends mit mir zu sprechen, das finde ich immer nicht so schön. Deswegen arbeite ich auch am Wochenende und Montag, Dienstag ist mein Wochenende ganz fix, und da lasse ich auch gar nicht mit mir diskutieren und da versuche ich auch gar keine anderen Sachen zu machen. Aber es gibt von diesen drei Tagen, wo ich halt wirklich keine Klientengespräche habe, auch einen Tag, wo ich sagen Okay, hier mache ich Sachen, zu denen ich sonst einfach nicht so komme. Da bin ich doch schon recht rigoros. Und was du vorhin auch gesagt hast, fand ich ganz interessant. Dass du so gesagt hast es gibt so Randzeiten, da kann man halt nur mit Familie und Freunden reden oder auch mit Kunden zum Beispiel, wenn man digitaler Nomade ist und das halt mit der Arbeit verbindet. Aber der Tag hat ja trotzdem 24 Stunden und ich kann auch eben auch sagen okay. Morgens zum Beispiel, wenn ich aufstehe, anstatt sofort meine E-Mails zu checken, lege ich, lese ich erst mal ein Buch, eine halbe Stunde oder Ich geh halt mal raus und mach einen Spaziergang, oder oder oder Ich mach’s halt am Nachmittag. Also irgendwo diese kleinen Inseln der Ruhe und der Entspannung für einen selbst auch wieder einzubauen. Ansonsten verfällt man da halt wirklich nur in die Arbeit. Und das ist langfristig ja nicht gut, sehen wir immer wieder.
00:08:28
Sonia: Ich habe selber irgendwann mal vor einem Jahr oder so oder schon etwas länger ein ganz spannendes Selbstexperiment gestartet, wo ich mir angewöhnt habe, sonntags komplett offline zu sein. Ich muss zugeben, es hat die letzten Wochen jetzt wieder nicht ganz so geklappt, aber bald bestimmt wieder. Aber was ich gemacht habe, ist, dass ich von Samstagabend, wenn ich ins Bett gehe, bis Montag früh, wenn ich, nachdem ich aufstehe, oder nach dem Frühstück war mein Handy aus, das Internet war aus. Ich habe wirklich auch nicht den Laptop aufgemacht, und das war so spannend zu beobachten, wie schwer mir das am Anfang gefallen ist. An wie vielen Stellen ich automatisch zum Handy greifen wollte. Und ehrlich gesagt wenn man unterwegs ist, dann sind es ja auch so Sachen wie Ich musste mir dann zum Beispiel die Google Maps offline herunterladen, damit ich trotzdem noch den Weg finde. Oder ich musste Screenshots machen und dann darauf zugreifen. Und dann aber auch der Versuchung widerstehen, dann mal schnell doch noch zu checken, ob nicht irgendjemand was mir geschrieben hat oder so. Ich war, damit ich noch grundsätzlich erreichbar bin, telefonisch theoretisch hätte man mich erreichen können für Notfälle. Aber alles andere war ausgeschaltet, und ich habe relativ schnell gemerkt, dass erstens so überhaupt nichts passiert wenn man mal einen Tag nicht da ist, das die allermeisten Menschen es auch gar nicht mitbekommen und einen gar nicht groß vermissen. Und irgendwann wurde das richtig, ein richtig schönes Erlebnis. Und ich habe dann aber auch so etwas ganz Komisches festgestellt, dass ich nämlich plötzlich am Sonntag gefühlt so viel mehr Zeit hatte als an allen anderen Tagen. Und ich hab mich dann ein paar Mal dabei erwischt, dass ich während der Woche gedacht habe Ach, das mache ich dann am Sonntag, da hab ich ja so viel Zeit, während ich eigentlich natürlich das hätte auch genausogut an einem anderen Tag machen können. Aber da waren halt diese ganzen Verlockungen von Social Media oder Serien gucken oder das Internet oder Freunde oder was auch immer. Und ich kann das wirklich jedem nur sehr, sehr, sehr ans Herz legen, das mal auszuprobieren. So eine Digital Detox oder wie auch immer man das nennen möchte und mal einfach einen kompletten Tag abzuschalten. Denn wenn wir ehrlich sind, wenn wir zum Beispiel in einem Flugzeug sitzen, gerade als digitaler Nomade, tun wir das ja auch häufiger und es hoffentlich kein WLAN hat. Dann schaffen wir es ja auch mal zehn Stunden oder zwölf Stunden am Stück nicht online zu sein. Und die Welt geht auch nicht unter. Und eigentlich könnten wir das genauso auch für uns ganz bewusst zu Hause, wo auch immer wir gerade sind aktiv praktizieren
00:10:48
Carolin: Im Kleinen immer mal wieder. Wenn jemand ich geh unglaublich gerne auch mal in so ein Retreat tatsächlich auch wirklich in diesen buddhistisch fokussierten. Und da verbringe ich dann manchmal zehn Tage im Kloster oder Semikloster. Und meistens ist es auch so, dass diese Retreats im Schweigen stattfinden. Das finde ich immer unglaublich spannend. Also geht nicht nur tatsächlich um kein Internet haben und keine Medien oder sowas, sondern auch tatsächlich darum, einfach mal wirklich komplett bei sich anzukommen. Und ich glaube, das ist ja eigentlich auch das, worum es im Urlaub geht. Klar, auch um Abschalten und schöne Sachen sehen und sowas aber einfach wirklich mal bei sich ankommen. Und ich war z.B. letztes Jahr zehn Tage in Bodhgaya, das ist eine Ort in Indien, und da waren es zehn Tage wirklich Schweigen, und es fällt einem zu Anfang so schwer, und man will sich unbedingt mitteilen. Und man bemerkt dann halt auch häufig, was man den Leuten sagen will Oh schau mal, der Mond oder kann ich mal noch die Soße haben? Und man kann es aber doch anders auch mitteilen, obwohl da es auch sehr streng ist. Das heißt auch gar keine nonverbale Kommunikation. Das heißt, ich soll mich vollkommen auf mich konzentrieren, und ich finde, da lernt man auch unglaublich viel über sich selbst, wenn man hinterfragt. Denn warum will ich das denn jetzt überhaupt sagen? Und am Ende geht es mir dann immer so, dass, wenn ich aus so einem Retreat rauskomme, fühle ich mich vollkommen aufgeladen. Ich finde, es ist etwas, was mir unglaublich viel Energie gibt. Und gleichzeitig bemerke ich aber auch, wie viele unnütze Sachen ich zum Teil mache. Und ich glaube, das ist auch so ein bisschen der Vorteil von deinem offline Sonntag, weil klar ist es einfach mal so ein Digital Detox zu machen. Aber eigentlich ist es auch wirklich nur von Nutzen, wenn man mal beginnt, Dinge im Alltag zu verändern. Es bringt nämlich nicht unbedingt was, wenn man ein Offline Sonntag macht oder Digital Detox oder Retreat, was auch immer und dann am Ende doch genauso weitermacht wie vorher. Es bringt nichts, sich in eine Blase zurückzuziehen um dann genau wieder in das Alte zurückzugehen. Es ist, als ob ich einen Fisch aus dem dreckigen Wasser nehme, ihn wunderbar sauber mache und eine Weile in einem ganz sauberen Aquarium rum schwimmen lasse. Und danach nehme ich ihn wieder raus und pack ihn wieder in das dreckige Abwassers. Das ist genau das Gleiche. Das heißt, wir müssen gucken, dass wir neue Routinen aufbauen, die uns dabei helfen, tatsächlich was für uns zu tun, um bisschen Urlaubsgefühl, ein bisschen mehr Entspannung in den Alltag zu bringen.
00:13:13
Sonia: Ja, ich glaube, wir brauchen einfach wirklich beides. Wir brauchen den richtigen Urlaub, und wir brauchen im Alltag mehr Zeiten, wo wir abschalten, wo wir uns mal von der vom Internet, von der Technik ein bisschen fernhalten. Und das ist etwas, was gerade digitalen Nomaden oft so schwerfällt, weil es eben so eine enge Verknüpfung gibt zwischen Arbeit und Privatleben. Ich erlebe das zum Beispiel bei Social Media total. Ich nutze Social Media auch beruflich, und ich kann mich noch sehr gut an die Zeiten erinnern wo, wenn ich Facebook geöffnet habe, was damals vielleicht ein oder zweimal die Woche war, da habe ich nur die Urlaubsfotos von meinen Freunden gesehen und vielleicht noch ein paar nette, lustige Sachen. Und jetzt ist das alles komplett auch mit dem Beruflichen verbunden. Ich bin in verschiedenen Gruppen drin. Bei Instagram verknüpfe ich mich ganz viel, verbinde ich mich ganz viel mit Kollegen und finde es auch total bereichernd und toll. Aber das heißt für mich zum Beispiel auch, dass, wenn ich Urlaub mache, dann muss ich auch Social-Media Urlaub machen, denn sonst ist es kein wirklicher Urlaub. Und das ist etwas, was ich bei ganz vielen digitalen Nomaden erlebe dass man eben wirklich durch diese Verschmelzung von Privat und Arbeit und auch die mangelnde räumliche Trennung zwischen Arbeit und Privatleben dass es besonders schwer fällt, wirklich abzuschalten und auch mal rauszukommen aus dem Ganzen. Ich höre dann häufig den Einwand von Aber ich mache es ja gerne. Mir macht die Arbeit ja Spaß. Ich habe ja mein Traumbusiness gefunden, und ich verwirkliche mich hier, und es ist alles ganz toll. Und ich hoffe und wünsche jedem, dass er seine Arbeit mag. Aber es bleibt halt trotzdem Arbeit.
00:14:42
Carolin: Und das ist natürlich dieser Traum, den digitalen Nomaden gerne versuchen zu verkaufen oder auch so ein bisschen diese Illusion von diesem Traum. Da wird das Leben tatsächlich zum Urlaub. Also ich arbeite zwar hart, mein eigenes Business, aber ich sitze hier in Thailand am Strand, und es fällt mir alles so leicht. Und ihr Looser ihr sitzt immer noch in eurem Nine to Five Job. Es hat einfach überhaupt nichts mit der Realität zu tun. Es ist halt trotzdem immer noch sehr anstrengend. Und genau wie jeder andere in seinem normalen Job ist es eben gerade wirklich sehr schwer und manchmal vielleicht wirklich noch schwerer. Und deswegen ist der Ausgleich so wichtig. Und ich habe gerade eben, als du gesagt hast, mit dieser Verschmelzung man müsste fast wieder zwei Telefone haben so ein privates Handy und ein Berufliches einfach, um es wirklich gut zu trennen. Wir haben gestern auch schon privat darüber gesprochen, was man tun kann, um vom Telefon besser wegzukommen. Vielleicht unterschiedliche Apps für private und berufliche E-Mails oder das ganze Telefon auf schwarz weiß stellen, damit man nicht mehr ganz so davon geleitet wird. Ich glaube, das Wichtige ist aber auch, dass man einfach versucht, ein bisschen mehr zurück ins reale Leben zu kommen, in Anführungszeichen. Alles, was am Computer, alles, was am Laptop stattfindet, hat nicht ganz so viel mit der wirklichen Welt zu tun. Im Sinne von der Welt, die ich anfassen kann, die ich riechen kann, die ich sehen kann, die auch einen Einfluss auf mich hat im körperlichen Sinne und wir digitalen Nomaden arbeiten natürlich auch unglaublich viel mit dem Kopf. Das heißt, wir planen, wir versuchen irgendwie, unsere Arbeit zu strukturieren. Wir versuchen, Kunden zu gewinnen, Kunden zu halten. Es ist unglaublich viel Arbeit, auch so, dass wir viele Sachen gleichzeitig machen, vor allen Dingen, wenn wir noch am Aufbau des Business sind. Viele digitale Nomaden neigen auch dazu, nicht unbedingt zu Anfang outzusourcen, also sich Unterstützung zu suchen im Sinne von Assistenten oder Steuerberater. Wir machen alles, und zwar nicht zur gleichen Zeit. Aber wir kümmern uns um alles, und dementsprechend sind wir unglaublich viel in unserem Kopf. Und je mehr wir unseren Kopf natürlich füttern, desto aktiver wird er auch und desto fordernder wird er. Ich sage häufig auch meinen Klienten, die sehr viel mit dem Kopf arbeiten, dass sie sich nicht noch Hobbys suchen sollen, wo sie auch noch mal mit dem Kopf arbeiten wie Kreuzworträtsel oder Lesen oder Nachrichten schauen oder was weiß ich, sondern wirklich mal zu schauen, zurück in den Körper zu kommen. Malen, mit Knete zu arbeiten. Was weiß ich, Joggen und Wandern zu gehen, einfach mal was anderes vom eigenen Ich anzusprechen, um wirklich im Kopf mal abzuschalten, weil da beginnt ja der Stress.
00:17:19
Sonia: Und sich vielleicht auch selber nicht ganz so wichtig nehmen. Ich habe oft bei den digitalen Nomaden das Gefühl und auch. Wahrscheinlich sogar bei fast allen meiner Klienten, bei denen das so ein Thema ist, dass immer dieses Gefühl ist. Ich muss meine E-Mails aber ständig lesen, weil es könnte ja etwas Wichtiges passieren, und ich glaube, manchmal wäre es ganz hilfreich, wenn wir uns ein bisschen weniger wichtig nehmen würden. Weil, ganz ehrlich die allermeisten Menschen können auch 48 Stunden warten, bevor sie eine Antwort von uns bekommen. In den meisten Jobs ist es überhaupt nicht notwendig, dass man mitten in der Nacht auf eine E-Mail antwortet. Schlimmer finde ich sogar noch, dass viele Klienten sagen dann ja, natürlich antworte ich nachts nicht auf die E-Mail, aber ich lese sie schon mal, weil es könnte ja etwas Wichtiges sein. Und dann ist ja wirklich die Frage Ist das wirklich hilfreich? Und ist das wirklich sinnvoll, eine E-Mail zu lesen, die einen dann möglicherweise beschäftigt, dann vielleicht auch noch den Schlaf raubt? Wenn man eigentlich nicht vorhat, darauf zu antworten. Und da wirklich gute Routinen Wir haben ja auch schon in einer anderen Folge über Routinen im Einzelnen auch schon gesprochen und warum Routinen so wichtig sind für digitale Nomaden. Aber da eben auch wirklich Zeiten zu finden, wo man nicht arbeitet und wo man wirklich auch mal Urlaub macht Wochenende macht Feierabend, macht so das ganz Klassische eigentlich ist gerade für digitale Nomaden unglaublich wichtig.
00:18:34
Carolin: Vor allen Dingen, weil wir manchmal auch vergessen, dass Arbeit zwar ein wichtiger Teil von unserem Leben ist, nicht wahr? Und einer den wir sehr genießen, wo wir vielleicht auch Erfüllung finden, wo wir uns vielleicht auch drüber definieren. Aber es ist eben auch nur ein Teil unseres Lebens und bestimmt auch kein Teil, der 80 Prozent ausmacht. Spannend finde ich auch immer digitale Nomaden, die nach Hause kommen, in die Heimat und Familie oder Freunde besuchen. Und eben das ist doch auch eigentlich gar kein Urlaub, oder Sonia bist du entspannt, wenn du nach Hause fährst?
00:19:05
Sonia: Entspannt bin ich vielleicht schon, aber ich würde es trotzdem nicht als Urlaub bezeichnen. Ich freue mich, meine Verwandten und Freunde zu sehen und vielleicht alte Orte aufzusuchen, die ich gut kenne und so. Aber ich glaube, jeder, der mal irgendwie eine Woche mit der Familie verbringt oder auch mehrere, vielleicht auch über die Feiertage oder so. Der weiß so ganz Urlaub ist es dann vielleicht doch nicht
00:19:22
Carolin: Ja, wenn man tatsächlich auch unglaublich viel planen muss, unglaublich viel vorbereiten muss. Wenn man selbst im Urlaub ist, geht es doch eigentlich darum, die Seele baumeln zu lassen und eben sich über nicht so viele Sachen Gedanken zu machen, während wenn man nach Hause kommt. Dann will man versuchen, so viele Personen wie möglich zu sehen. Der Tag ist auch da relativ gut durchgeplant, und demzufolge hast du schon recht. Man ist vielleicht entspannt, aber entspannend ist es in dem Moment vielleicht auch nicht unbedingt.
00:19:50
Sonia: Das stimmt, und ich habe oft den Eindruck, dass wir tatsächlich durch unsere Arbeit und durch unsere Ausbildung da vielleicht sogar einen kleinen Vorteil haben gegenüber vielen anderen digitalen Nomaden. Also ich weiß zum Beispiel Ich kann einfach nicht mitten in der Nacht Gespräche führen mit meinen Klienten. Ich muss ausgeschlafen sein, ich muss eine bestimmte Anzahl von Stunden schlafen. Ich muss mir zwischendurch Pausen gönnen. Und ich habe natürlich auch in meiner Psychotherapeutenausbildung natürlich ganz viel gelernt, wie man abschaltet und wie man damit umgeht, dass man den ganzen Tag sich die Probleme der anderen anhört und dass man im Zwischenmenschlichen Kontakt ist. Ich hatte vor kurzem wieder ein Gespräch mit einer digitalen Nomaden, die gemeint hat Oh mein Gott, du sprichst jede Woche mit 15 Menschen, vielleicht auch noch 20, wenn ich meine Gruppengespräche mit Kollegen dazu füge. Ich habe ganz oft 20 Stunden die Woche, in denen ich im Gespräch bin, virtuell mit verschiedenen Menschen. Und das ist natürlich unglaublich kräftezehrend. Und ich glaube aber, dass wir als Psychologen da vielleicht einen Vorteil haben gegenüber anderen digitalen Nomaden, weil uns das so bewusst ist, weil wir das so gelernt haben und weil wir da vielleicht ein bisschen mehr auf die Psychohygiene auch achten müssen, damit wir unsere Arbeit überhaupt gut machen können. Und bei vielen digitalen Nomaden, die vielleicht nur vor dem Computer arbeiten, ohne menschliche Interaktion, da habe ich oft den Eindruck, dass es denen viel schwerer fällt. Und gleichzeitig, wenn ich mir dann mal genauer angucke mit denen zusammen zum Beispiel Wie viel arbeiten Sie denn wirklich, wenn Sie mal anfangen, Ihre Zeit zu tracken, zum Beispiel, und zu messen Wie viel Minuten machst du eigentlich hier? Und wie viel Minuten machst du dort? Da gibt’s so schöne Apps, und sowas, die man dann nutzen kann, können wir auch noch welche verlinken hier in den Shownotes. Aber also das macht einen totalen Unterschied, weil ganz oft ist es so Man hat das Gefühl, man hat 15 Stunden gearbeitet. Aber wirklich konzentriert hat man davon vielleicht doch nur fünf, sechs Stunden gearbeitet. Das heißt da, sich bewusster zu werden über sein eigenes Verhalten, seine eigenen Routinen, seine Abläufe, was die Arbeit und auch was die Freizeit angeht und ganz gezielt und bewusst da mehr Freizeit zu gestalten. Ich war letztes Jahr auf einer Konferenz für digitale Nomaden, da war einer der beliebtesten Vorträge. Der hieß so was wie Du brauchst kein weiteres Nebenbusiness, sondern du brauchst ein neues Hobby, das vier Stunden Hobby pro Woche im Sinne der vier Stunden Arbeitswoche. Und da haben so viele so positiv darauf reagiert, weil tatsächlich die allermeisten digitalen Nomaden kaum Hobbys haben.
00:22:13
Carolin: Es ist so interessant, weil wir so viel den Leuten in der psychologischen Beratung ganz häufig auch wirklich Entspannungstechniken zu machen. Du hast gerade schon die Shownotes erwähnt. Vielleicht kann man da auch ein bisschen was rein packen. Einfach wirklich mal abzuschalten. Weil wieviel schafft man wirklichwenn die Batterie nur halb voll ist. Man schafft einfach auch gar nicht das, was man sich vornimmt. Und ich glaube, du hast da schon recht. Wir haben den digitalen Nomaden da bestimmt auch ein bisschen was voraus. Und was viele glaub ich häufig vergessen, ist, klar gibt es so eine Diskrepanz. Es gibt einen Druck, Geld zu verdienen. Es gibt einen Druck, vielleicht auch erfolgreich zu sein, gerade weil dieser Traum, dieses super schöne Leben, was einem so suggeriert wird, vielleicht erdrückend ist. Die Anforderungen sind nicht unbedingt hoch, aber die Erwartungen sind vielleicht sehr hoch deswegen. Klar muss man arbeiten, und jeder möchte Geld oder braucht Geld, um diesen Lebensstil zu vollführen. Aber man darf halt auch immer nicht vergessen, warum wir das machen. Wir machen das ja gerade aus dem Grunde, dass wir flexibler sind, dass wir mehr Zeit haben für Sachen. Dass wir unser Leben vielleicht auch vielleicht ein bisschen erfüllend erleben können als jemand, der es im Büro macht, dass wir da wirklich neue Erfahrungen haben können. Und wenn wir das dann über die Arbeit vergessen, weil wir ständig am Laptop hängen und ständig jede E-Mail sofort checken, dann finde ich das schade, weil wir irgendwie glaube ich so ein bisschen den Fokus verloren haben, worum es eigentlich geht. Es geht nämlich darum, nicht mehr Arbeit ins Leben zu bringen, sondern eigentlich ein bisschen mehr Leben ins Leben. Und da gehören Hobbys natürlich auch ganz klar dazu.
00:23:43
Sonia: Und Urlaub.
00:23:43
Carolin: und Urlaub.
00:23:45
Sonia: In diesem Sinne Das war’s für heute. Wir freuen uns auf eure Kommentare und Rückmeldungen. Hat euch irgendwas überrascht? Habt ihr das so erwartet? Glaubt ihr, dass digitale Nomaden mehr oder weniger Urlaub machen sollten?
00:23:57
Carolin: Ja, lasst uns hören, was ihr für Hobbys habt, wie ihr Urlaub macht, wie ihr abschaltet. Vielleicht macht ihr auch mal digital Detox, und ihr berichtet uns, wie es euch damit ergangen ist.
00:24:13
Sonia: Das war die heutige Folge von Psychologie und Laptop. Die Welt, wenn Ihr Fragen, Anregungen oder Kommentare habt, meldet euch gerne bei uns. Und wenn ihr noch ein bisschen lustige Fotos und Hintergrundinformationen über unser digitales Nomadenleben sehen wollt, dann schaut euch mal bei Instagram vorbei. Natürlich gerne auch auf unserer Website.
Weiterführende Links
- Mehr über Sonia erfährst du hier: www.sonia-jaeger.de
- Mehr über Carolin erfährst du hier: www.online-psychology.net
- Eine kleine Geschichte zum Thema Pausen machen: Gönnen Sie sich eine Pause
- Wie wichtig Erholung ist, hat Carolin in einem Blogrtikel geschrieben: Selbstfürsorge ist eine Lebensnotwendigkeit
- Unsere Lieblingsapp zur Zeiterfassung: Toggl
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